Podiumsdiskussion in der Aula des St.-Josef-Gymnasiums
„Jede Schülerin und jeder Schüler muss die gleichen Chancen bekommen – ganz unabhängig vom Elternhaus und der Herkunft!“, forderte Lukas Behrendt, Vorsitzender der Junge Union (JU) Bocholt, am gestrigen Donnerstag in der Aula des St.-Josef-Gymnasiums. Gemeinsam mit ihm diskutierten der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Müller, der Gründer des Vereins Chancenwerk Murat Vural und der Schulpsychologe Dr. Sascha Borchers über das Thema Chancengleichheit in der Bildung. Moderiert und organisiert wurde die Podiumsdiskussion, die rund 300 Interessierte anlockte, von den Schülerinnen der Oberstufe.
Im Mittelpunkt der Diskussion standen dabei Fragen wie: Haben Schüler aus bildungsfernen Schichten weniger Chancen auf gute Bildung? Und was muss die Politik tun, damit alle Schüler die gleichen Chancen erhalten? Fakt dabei ist, dass Kinder deren Eltern Akademiker sind, sehr viel häufiger das Abitur machen als Kinder von Nicht-Akademiker. Murat Vural vom Verein Chancengleichheit nannte dies eine Katastrophe. Kinder aus bildungsfernen Schichten würden vom Schulsystem benachteiligt. Besonders schlimm sei dies bei Menschen mit Migrationshintergrund. Frank Müller (SPD) kritisierte: „Nach wie vor entscheidet die Herkunft. Die Bildungspolitik hat versagt.“
Dies wollte Lukas Behrendt, Vorsitzender der Jungen Union so nicht stehen lassen: „Selbstverständlich ist es wichtig, dass jede Schülerin und jeder Schüler die gleichen Chancen bekommen. Dabei muss jeder in Deutschland die Möglichkeit haben, Abitur zu machen und zu studieren. Das Ziel des Bildungssystems ist jedoch nicht, dass jeder Abi macht, sondern das jeder den Abschluss machen kann, den er möchte. Hier sind wir in Bocholt mit einer breit aufgestellten Schullandschaft bereits auf einem sehr guten Weg. Im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen bieten wir alle Schulformen an. Dadurch ist es jedem Schüler möglich, die für ihn passende Schulform zu wählen. Jeder kann hier den Abschluss machen, der für ihn der richtige ist.“ Einig waren sich Behrendt und Müller, dass die Schullandschaft in Bocholt besser als im Ruhrgebiet sei. „Bei uns in Essen ist das anders“, so Müller.
Eine Möglichkeit die Chancengleichheit zu verbessern ist für Behrendt die digitale Bildung. Er kritisierte: „In diesem Bereich machen wir viel zu wenig. Eigentlich müsste in der heutigen Zeit jeder Schüler mit einem Tablet ausgestattet werden. Jede Schule braucht leistungsstarkes W-LAN. Alle Schulbücher müsste es als E-Book geben. Und alle Unterrichtsmaterialien und Arbeitsblätter müsste es auch digital geben. Diese Chance, jedem Schüler Zugang zur besseren Bildung zu geben, wird bisher viel zu wenig genutzt.“ Schulpsychologe Borchers sah dies anders: „Wir brauchen das Geld nicht in der Digitalisierung, sondern in der frühkindlichen Bildung.“ Frank Müller meinte, dass Lehrer mehr Unterstützung bei der digitalen Bildung brauchen: „Hardware ist wichtig, aber Lehrer müssen damit auch umgehen können.“